Altes Gasthaus Breit - Geschichte    

Mitten im Dorfzentrum von Merchingen fiel das ehemalige Gasthaus Breit der Abrissbirne zum Opfer. Aus diesem Anlass möchte der Heimatverein Merchingen einen Rückblick über die Bedeutung dieses Gebäudes geben. Entnommen wurden die Daten dem Heimatbuch „Merchingen. Unser Dorf und seine Geschichte."

Das Haus wurde 1830 von Jakob Adam erbaut. Aber erst im Jahre 1878 berichtet die Merziger Zeitung von einer Holzversteigerung im Hause des Wirtes Peter Adam. Am 24.05.1889 erhielt Johann Collmann nach hartnäckigen Verhandlungen mit der Kreisverwaltung "Im Namen des Kaisers" die Wirtschaftskonzession erteilt. Begründet wurde dies durch den Verkehr von Merzig zum Haustadter Tal und den starken Obst- und Fruchthandel in diesem Ort. Dadurch herrsche hier "zeitweise lebhaftes Treiben". Am 28. Juli 1890 eröffnete Johann Collmann offiziell sein Gasthaus in der Dorfstr. 51.

 Colorierte Postkarte um 1900

 

1895 übernahm Mathias Dibos die Gast- und Schankwirtschaft von der Witwe Johann Collmanns, Catharina geb. Austgen. Anfang 1903 fiel das Dibos’sche Haus einem Brand zum Opfer. Noch im gleichen Jahr erfolgte die Grundsteinlegung und Eröffnung des neuen Gasthauses mit einer Acetylengasanlage als Lichtquelle. 1905 erwarb der Maschinist Ludwig Adam, Sohn des hiesigen Lehrers Peter Adam, das Anwesen für 32500 Mark. 1907 verkaufte dieser den Gastronomiebetrieb und die Branntweinbrennerei mit Inventar für 34000 Mark an den Merchinger Ackerer Mathias Breit. Dieser eröffnete am 4. Februar 1907 sein Lokal. Neben der Gastwirtschaft mit Fremdenpension und der Branntweinbrennerei führte Mathias Breit in seinem Hause auch eine Möbelhandlung (ab 1908) und seit dem Jahre 1911 ein Kolonialwarengeschäft. Zudem wurde hier die Post- und Telefonstelle untergebracht. Mathias Breit führte mit seiner Frau Margarethe das Lokal bis zu seinem Tode im Jahre 1938. Nur 1913 und 1930/31 wurde das Lokal für kurze Zeit an Michel Bell aus Merzig bzw. Wilhelm Bellmann (Gastwirtschaft, Bäckerei und Kolonialwarengeschäft) verpachtet. Nachdem Matthias Breit sein Gasthaus 1931 wieder übernommen hatte, ließ er im Jahre 1933 eine große Bühne an den Saal anbauen. Am Silvesterabend 1933 wurde das erste Theaterstück auf dieser neuen Bühne aufgeführt. Der MVG Liederkranz zeigte das Stück "Vater unser" in 8 Akten.

Während der Kriegsjahre blieb das Lokal geschlossen.

Nach dem Kriege wurde das Lokal meist verpachtet und nur selten von der Besitzerin Witwe Margarethe Breit selbst betrieben. Als Wirtsleute waren nach dem 2. Weltkrieg in dem Gasthaus tätig:

1946 – 1947   Hans Sorg, Gasthaus und Bäckerei
1947 - 1955    Margarethe Breit
1955 - 1958    Peter und Adele Thelen (Gasthaus mit 2 Fremdenzimmer und Bäckerei)
1958                Margarethe Breit
1958 – 1962   Karl Schneider (Gasthaus und Bäckerei)
1962 -  1963   Cäcilia Hüllein
1963 – 1964   Kurt Breit (Er erbte das Anwesen zusammen mit seinem Bruder Walter nach nach dem Tode ihrer Mutter Margarethe 1970)
1964 – 1966   Maria Michels
1966 - 1967    Edith Schneider
1967 - 1968    Maria Marmann
1968 - 1969    Günther und Ursula Schulze
1969 - 1979    Peter und Irma Sieren
1979 - 1980    Ingeborg Sutus
1980 - 1981    Dagmar Dziendziel und Ute Steuer
1982                Hildegard Wolf
1982 - 1983    Renate Sanetra
1983                Calogero Giovinco
1984 – 1986   Katharina Prahl-Ecker
1987                Agathe Gratz
In dem Wirtshaus mit seinem großen Saal wurden zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt:

Theateraufführungen, Feierlichkeiten zu Kaisers Geburtstag, Sitzungen, Versammlungen und Feste zahlreicher Vereine (u.a. Kriegerverein, Radfahrverein "Über Berg und Tal", Meisterschaftsfeier des Sportvereins (1958), Webkurse, Versteigerungen, der Hammeltanz, Kaninchenausstellungen, Altennachmittage, Weihnachtsfeiern, Heimatabende, Vorträge und Maskenbälle. Am 21. Dezember 1958 wurde im Gasthaus Breit das erste Fernsehgerät im Dorf aufgestellt. Von 1950-1951 hatte der Bauunternehmer Kurt Breit sein Büro in dem Hause untergebracht, von 1961 an unterhielt die Firma Horst Becker aus Pirmasens hier ihr Schuh-Reiselager. Jahrzehntelang war hier die Poststelle beherbergt. Für kurze Zeit war in dem ehemaligen Schankraum eine Nachhilfe und Sprachschule untergebracht. Bis zum November 2008 war in dem ehemaligen Gasthaus eine Verkaufsfiliale der Bäckerei Gierten eingerichtet.

  

Nach dem Erwerb des Gebäudes durch die Stadt Merzig wurde fieberhaft über die weitere Nutzung nachgedacht. Allerdings war das Gebäude so marode, dass sich kein Investor fand, der dieses historische Gebäude renovieren wollte. Am 19. Januar 2009 begannen die Abrissarbeiten. Nun erinnert fasst nichts mehr an dieses Gebäude.

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